Bindegewebsmassage ist eine manipulative Therapie, die sich von der traditionellen Massage in Technik und Effekten unterscheidet. Streichbewegungen werden an bestimmten Körperzonen angewandt und sollen nützliche Reflexeffekte in den Organen und Geweben, die aus diesen Zonen innerviert werden, bewirken. Die Behandlung erfolgt eher kräftig bzw. durch starke Druckausübung und kann daher auch unangenehm bis schmerzhaft sein, und sie erfordert viel Zeit.
Mit dieser Übersichtsarbeit soll die Frage beantwortet werden, bei welchen Indikationen Bindegewebsmassage wirksam ist.
Es wurde eine systematische Literatursuche in den Datenbanken PubMed, PEDRO und Cochrane Database of Systematic Reviews erstellt und Studien inkludiert, die Bindegewebsmassage in der standardisierten Definition als Anwendung beinhalten. Pilotstudien, Fallserien und Studien zu kosmetischen Anwendungen wurden exkludiert.
In PubMed wurden 138 Ergebnisse, in PEDRO 29 Ergebnisse und in der Cochrane database for systematic reviews wurde ein Bericht gefunden. 98 Studien wurden exkludiert, fünf Studien wurden nur für Basisinformationen genutzt. Zehn Studien wurden inkludiert und analysiert, davon sind neun RCTs und eine Beobachtungsstudie.
Die in dieser Arbeit inkludierten Studien zur Bindegewebsmassage beinhalten Interventionen an Patienten mit Fibromyalgie, chronischem Spannungskopfschmerz, chronischen Nackenschmerzen, chronischen Schmerzen, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und chronischer Konstipation.
Für die Behandlung der Patienten mit Fibromyalgie zeigen sich keine signifikant unterschiedlichen Ergebnisse beim Endpunkt Schmerz und beim Endpunkt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität auf der Nottingham Skala zwischen Intervention und jeweils Kontrolle ohne Therapie, mit Lymphdrainage oder mit Pilates. Der Endpunkt FIQ (Fibromyalgia Impact Questionnaire) ist bei einer nicht signifikant zwischen den Gruppen und bei zwei Studien signifikant für die jeweilige Kontrollgruppe mit den Interventionen Lymphdrainage und Pilates.
Für die Behandlung der Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit zeigen sich zum Endpunkt Schmerz keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen. Eine Studie berichtet die Endpunktmessungen Durchblutung und Hauttemperatur, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung – als gemessene Surrogatparameter –, beschreibt aber keine klar zusammengefasste Darstellung der Ergebnisse.
Für die Behandlung der Patienten mit chronischem Nackenschmerz / Spannungskopfschmerzen zeigen sich die Ergebnisse zu Schmerz unterschiedlich, in einer Studie nicht signifikant, in einer Studie signifikant. Die gemessene Muskelentspannung zeigt sich signifikant für Bindegewebsmassage im Vergleich zu klassischer Massage. Die Endpunkte Lebensqualität und Angst zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen.
Für die Behandlung der Patienten mit chronischer Konstipation werden “Verbesserungen” berichtet.
Für Bindegewebsmassage werden unerwünschte Effekte auf die autonomen Funktionen (Schwindel, Herzrasen, Ohnmacht) beschrieben. Qualifiziertes Personal sollte auf diese Effekte adäquat vorbereitet sein und im Bedarfsfall reagieren können.
Zusammenfassung:
In den in diese Arbeit inkludierten Studien zur Behandlung von Fibromyalgie, PAVK, chronischem Nackenschmerz/ Spannungskopfschmerz und chronischer Konstipation konnte durch Bindegewebsmassage nur der Druckschmerz bei Nackenschmerzen signifikant gebessert werden. Alle anderen Endpunkte waren nicht unterschiedlich im Vergleich zur jeweiligen Kontrollgruppe.
Aufgrund der Art der Studien und deren methodischer Qualität ist es aus unserer Sicht wahrscheinlich, dass weitere Studien hoher Qualität das Ergebnis dieser Arbeit zur Bindegewebsmassage verändern können.