Jeweils rund 45 Prozent aller Patient*innen suchen im Akutfall zuerst eine*n Hausärzt*in oder eine*n Fachärzt*in auf, knapp 10 Prozent eineSpitalsambulanz (GfK2016:10). Die Motive für den Ambulanzbesuch sind vielfältig, aber nur teilweise erforscht. Die gegenständliche Studie versucht nun, anhand von narrativen Interviews mit Ambulanzpatient*innen in drei Bundesländern (Wien, Tirol, Vorarlberg) in den Jahren 2016 und 2017 Motive für den Ambulanzbesuch festzustellen und Empfehlungen zu finden, wie man/frau diesem Personenkreis den niedergelassenen Bereich attraktiv(er) machen könnte.
Motive sind akute körperliche Beschwerden, die Behandlungskompetenz der Ambulanzen, die besseren diagnostischen Möglichkeiten und Kompetenzen, die relativ kurzen Anwesenheitszeiten der Hausärzt*innen bzw. die langen Öffnungszeiten der Ambulanzen (auch in Tagesrandzeiten), das "One-Stop-Shop-Prinzip", dies bezeichnet die Möglichkeit verschiedene Anliegen an ein und derselben Stelle einbringen und bearbeiten lassen zu können, d.h., dass sich mehrere Angebote „unter einem Dach befinden“, (auch wenn die Wartezeit hier ein mal länger ist, wird sie dennoch von den Befragten als kürzer empfunden, als die kumulierten Wartezeiten bei verschiedenen Anbieter*innen: Hausärzt*innen, Fachärzt*innen, Labor, Röntgen, etc.,oft verbunden mit komplizierter Terminvereinbarung).
Auch die persönliche Betreuung in der Ambulanz wird als Motiv genannt, aber auch „langjährige Gewohnheiten“. Ein weiteres Motiv ist die Unzufriedenheit mit dem/der (bisherigen) Hausarzt/Hausärztin oder das Gefühl, dass seine /ihre Therapie nicht (ausreichend) gewirkt habe. Ein weiteres genanntes Motiv ist eine Überweisung aus dem niedergelassenen Bereich oder eine Wiederbestellung, aber auch die Tatsache, dass die eigentlich benötigte Spezialambulanz im Haus an diesem Tag geschlossen ist, aber Schmerzen aufgetreten sind.
Um den Nutzen, den Ambulanzen den Patient*innen bringen, zu erhalten und gleichzeitig die auch von ihnen erkannten Nachteile zu beseitigen, wären vor allem folgende genannte Vorteile der Ambulanzen auch im niedergelassenen Bereich zu stärken bzw. zu schaffen:
die Erreichbarkeit und lange Öffnungszeiten auch in Tagesrandzeiten, die hohe Behandlungskompetenz, eine ausreichende Ausstattung mit Geräten sowieein multiprofessionelles Team. Wesentlich nachgefragt wird das „One-Stop-Shop-Prinzip“; ebenso wichtig ist den befragten Patient*innen auch das Vermeiden langer Wartezeiten auf Behandlungstermine und die Möglichkeit, im Zuge der Behandlung, kurzfristig notwendige zusätzliche Diagnostik und Therapie ohne Anbieter*innenwechsel ebenfalls „aus einer Hand“ durchführen zu können. Gleichzeitig wünschen die Patient*innen den persönlichen Kontakt und dass ihre Krankengeschichte sowie ihre Lebensumstände dem/derbehandelnden Ärzt*in bereits bekannt sind und daher -nicht notwendige -Zusatzanamnesen vermieden werden können. Dieses Angebot könnte vor allem von Primärversorgungszentren erbracht werden.