14. November 2013
Diabetes ist eine in Österreich weit verbreitete Krankheit, die aufgrund der Zunahme älterer Patientinnen und Patienten sowie junger Übergewichtiger noch stärker zunehmen wird. In Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) und der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft (ÖDG) hat die Sozialversicherung den Diabetespass neu aufgelegt. Der Diabetes-Pass ist ein wichtiges Hilfsmittel für einen effizienten und erfolgreichen Umgang mit dieser Volkskrankheit und unterstützt zudem das Disease Management Programm „Therapie Aktiv - Diabetes im Griff“.
Zusammenarbeit im Sinne der PatientInnen verstärken
Der Weltdiabetestag wird jedes Jahr am 14. November begangen. Er wurde 1991 von der International Diabetes Federation und der WHO als Reaktion auf die wachsende weltweite Diabetesepidemie ins Leben gerufen. Auch die Sozialversicherung ist anlässlich des Weltdiabetes-Tages 2014 mit der unangenehmen Tatsache konfrontiert, dass die Volkskrankheit Diabetes weiter auf dem Vormarsch ist.
In Österreich leben derzeit geschätzt bis zu 500.000 Diabetiker. Es ist bekannt, dass die Krankheit begünstigt wird durch fettreiche, ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, Bluthochdruck aber natürlich auch durch die steigende Lebenserwartung.
Adipositas (Übergewicht) gilt als besonderer Auslöser für die Erkrankung: denn durch den erhöhten Körperfettanteil sprechen die Körperzellen immer weniger auf das Insulin an (Insulinresistenz). Letztlich ist auch unumstritten, dass sich - anderes als bei Diabetes Typ 1 ausgelöst durch genetische Faktoren – die Entwicklung von Diabetes Typ 2 durch einen gesunden Lebensstil vermeiden lässt.
Und die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen sind: regelmäßige Ausdauerbewegung und gesundes Essen. Diabetes ist deshalb eine gefährliche - weil schleichende Erkrankung, wenn diese nicht rechtzeitig diagnostiziert und vor allem behandelt wird. Die Diagnose ist einfach, die zielführende Behandlung jedoch nicht. Denn es geht für den Erkrankten um viel mehr als nur die Einnahme von Medikamenten. Eine Änderung des persönlichen Lebensstils, das Lernen des Umgangs mit der Erkrankung sind genauso wichtig, um die bekannten negativen und gravierenden Langfristfolgen von Diabetes – wie etwa Erblindung oder Amputationen – zu verhindern oder zumindest zeitlich stark zu verzögern.
Lebensstiländerungen und der richtige Umgang mit der Krankheit können daher auch bei diagnostizierten Typ-2-DiabetikerInnen sehr viel Positives bewirken können.
Aus dieser Überzeugung heraus und untermauert durch Untersuchungen aus der Praxis hat die Sozialversicherung das Disease Management Programm - DMP „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ gestartet. Zwei Drittel der in Österreich an Diabetes Typ 2 Erkrankten – also rund 400.000 PatientInnen – könnten an diesem Programm teilnehmen und davon stark profitieren. Die wesentlichen Inhalte des Programms: Der betreuende Arzt trägt dafür Sorge, dass regelmäßig alle für einen Diabetiker wichtigen Untersuchungen durchgeführt werden und motiviert zu Lebensstiländerungen, der Patient „arbeitet“ aktiv daran mit, seine Gesundheit zu erhalten, etwa durch Bewegung, gesunde Ernährung oder den Besuch von Schulungen.
Die Bilanz der teilnehmenden Ärzte und Patienten ist allerdings ernüchternd: Nur 1000 der insgesamt 4000 in Frage kommenden Vertragsärzte/Vertragsärztinnen bieten dieses Programm ihren PatientInnen an. Dies ungeachtet intensivster Aufklärung und Motivation durch die Sozialversicherung und aus Teilen der Ärzteschaft selbst. Seit dem Vorjahr gibt es die Möglichkeit einer Online-Schulung, die die Sozialversicherung gemeinsam mit der Akademie der Ärzte ausgearbeitet hat.
Die Bilanz der teilnehmenden Patienten und Patientinnen ist zwar leicht steigend, aber dennoch ernüchternd: Bis jetzt wurden erst ein Zehntel der in Frage kommenden PatientInnen – rund 40.000 – in ganz Österreich mit dem Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ erfasst.
Für Elsa Perneczky ist der Welt-Diabetestag daher wichtig, um „in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Gefahren des Diabetes und seinen Folgeschäden zu schaffen. Folgeschäden wären in vielen Fällen durch frühe Diagnose, Schulung und bestmögliche Behandlung vermeidbar“.
Typ-2 Diabetes: Die vollkommen unterschätzte Gefahr
„Rund 10.000 Menschen - 12 % aller Todesfälle in Österreich - sterben jedes Jahr an den Folgen des Diabetes. Das sind rund 10.000 vermeidbare Todesfälle, wenn es gelingen könnte, nicht nur die Betreuung von bereits erkrankten Personen strukturiert zu verbessern sondern auch die Prävention der Erkrankung zu forcieren. Dieses Thema wird jedoch von der österreichischen Gesundheitspolitik hartnäckig ignoriert“, so Univ.-Prof. Dr. Thomas Christian Wascher.
Um eine evidenzbasierte, sinnvolle Prävention zu erreichen ist eine nachhaltige Änderung des Lebensstils - Ernährung und Bewegung - unumgänglich. Die österreichische Diabetesgesellschaft versucht, gemeinsam mit der Sportunion, einen Beitrag zu präventiven Strategien zu leisten und hat die Bewegungsbox (www.bewegungsbox.at) entwickelt. Mit diesem Toolkit sollen Menschen unterstützt werden ihre Alltagsbewegung wie auch ihre sportlichen Aktivitäten soweit zu steigern, dass ein nachhaltiger Gesundheitsnutzen erreicht werden kann. Die österreichische Diabetesgesellschaft möchte nachdrücklich auch eine Intensivierung präventiver Strategien einfordern um in Zukunft die individuellen Gesundheitslasten der Betroffenen vermindern zu können.
Koordinierte Versorgung von Diabetes mellitus
Typ 2-Patientinnen/-Patienten im Fokus
Aufgrund der steigenden Zahl von Neuerkrankungen ist ein Fokus auf die koordinierte Versorgung von Diabetes-Typ-2-Patientinnen/-Patienten notwendig. Dabei stellt das Disease Management Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ eine wichtige Hilfe für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte dar, welches den Patientinnen und Patienten einerseits eine guten Umgang mit der Krankheit ermöglicht und andererseits präventiven Charakter besitzt. „Gute Betreuung chronisch Kranker muss vorausschauend und strukturiert erfolgen. Ein Programm der strukturierten Betreuung, wie z.B. ein DMP, stärkt und erleichtert die mitverantwortliche Einbindung des betroffenen Menschen“ meint etwa Dr.in Susanne Rabady.
Dr. Erich Schmatzberger: „Der betreuende Arzt trägt dafür Sorge, dass regelmäßig alle für einen Diabetiker wichtigen Untersuchungen durchgeführt werden und motiviert den Diabetiker zu Lebensstiländerungen. Der Patient „arbeitet“ aktiv daran mit, seine Gesundheit zu erhalten, etwa durch Bewegung, gesunde Ernährung oder den Besuch von Schulungen“.
Diabetespass als Unterstützung der Arzt-Patienten-Kommunikation
Die gemeinsame Neuauflage des Diabetespasses durch Sozialversicherung, ÖDG und ÖGAM war ein wichtiges Zeichen zur Unterstützung der Arzt-Patienten-Kommunikation, welche in der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 sehr wesentlich ist. Der Pass stellt neben einer ständigen standardisierten Dokumentation der Krankheit auch wichtige Informationen über Krankheitsverlauf und Behandlung zur Verfügung und gewährleistet somit einen optimalen Austausch wichtiger Informationen zwischen den einzelnen Betreuern. „Im Diabetes-Pass steht, welche Untersuchungen zur Vorsorge durchgeführt werden müssen, wobei deren Ergebnisse auch eingetragen werden. Diese Verlaufsdokumentation ist für Ärztin/Arzt und Patientin/Patient hilfreich.“ sagt Elsa Perneczky. Auch für Dr.in Rabady stellt der Diabetes-Pass ein gemeinsames Instrument für Ärztin/Arzt und Patientin/Patient dar, „beide profitieren vom guten, schnellen Überblick über die Entwicklung, über gemeinsam vereinbarte Ziele, und nötige Kontrolle oder Untersuchungen und er ist bei der Informationsübermittlung an andere Behandlungsstellen hilfreich“.
Zuletzt aktualisiert am 11. März 2015