Mit diesem Dossier wird der Versuch unternommen einen Überblick zur wissenschaftlichen Evidenz der Wirksamkeit von Pay-for-Performance (P4P) Programmen zu geben. Basierend auf den Ergebnissen einer groben Literatursichtung und der Verwendung von systematischen Übersichtarbeiten wird versucht, neben der Effektivität auch auf die Effizienz von P4P-Programmen einzugehen.
In P4P-Programmen wird die Vergütung der ärztlichen Leistung an das erbrachte und durch Kennzahlen dargestellte Leistungsniveau gekoppelt. P4P als qualitätsorientiertes Steuerungsinstrument wurde - ausgehend vom englischsprachigen Raum – als eine Möglichkeit zur Optimierung der Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen entwickelt und implementiert.
Bevor mit der Darstellung der Evidenz in diesem Dossier begonnen wurde, wurden wesentliche Elemente erarbeitet, welche die AkteurInnen bei der Entscheidung ob und wie P4P-Programme konzipiert und implementiert werden sollen, unterstützen können. Zunächst muss eine, den nationalen Gegebenheiten entsprechende, Vorgehensweise definiert werden (z.B. ob die Vergütung durch Boni oder Zielprämien erfolgt). Darüber hinaus gilt es zu bestimmen, in welches Setting P4P-Programme implementiert werden. Die Messung der Qualität und die Anreizgestaltung nehmen eine Schlüsselrolle in P4P-Programmen ein. Gemessen werden kann die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Die einzelnen Dimensionen beeinflussen sich in einem gewissen Grad und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Messbarkeit und Eignung als P4P-Grundlage. Der langfristige Erfolg von P4P hängt, neben der Auswahl geeigneter Indikatoren zur Messung des Leistungsniveaus von der Akzeptanz der Programme durch die LeistungserbringerInnen ab. Die Wahl des Anreizmodels und der Bemessungsgrundlagen hängt deshalb davon ab, welche Ziele mit dem Programm verfolgt werden. Erfahrungen haben gezeigt, dass sich eine Kombination von monetären und nicht-monetären Anreizen positiv auf die Qualität auswirken kann.
Internationale Erfahrungen zeigen, dass P4P-Programme dazu beitragen können die Behandlungsqualität zu optimieren, die Transparenz im Gesundheitswesen zu steigern und Kosten zu reduzieren. Als herausfordernd wird erachtet, dass P4P-Programme mit Selektionseffekten behaftet sein können, welche eventuell die medizinische Praxis beeinflussen, dass Messergebnisse eventuell nicht aussagekräftigt sind und dass die Akzeptanz der ÄrztInnen nicht geben ist.
Im Folgenden wird versucht die eingangs definierte Forschungsfrage
Welche Aussagen zur Evidenz im Hinblick auf die Wirksamkeit von P4P-Projekten können mithilfe von aktuellen wissenschaftlichen Daten getroffen werden?
zu beantworten.
Zusammenfassend lassen sich folgende Aussagen zur wissenschaftlichen Evidenz der Wirksamkeit von P4P treffen:
- Die Heterogenität der bis dato durchgeführten P4P-Programme erschwert Aussagen zur Evidenz.
- Die Evidenz ist oftmals nur auf Ebene einzelner Qualitätsindikatoren nachweisbar.
- Bisherige Evaluationsergebnisse zeigen widersprüchliche Ergebnisse im Hinblick auf die Wirksamkeit. Diese konnte somit in den Studien noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
- Die Wirksamkeit ist je nach chronischer Erkrankung unterschiedlich.
- Aufgrund der teilweise in Kombination verwendeten monetären und nicht-monetären Anreize kann der Anteil der finanziellen Anreize an der Wirksamkeit bislang noch nicht eindeutig nachgewiesen werden.
- P4P kann ein wirksames Instrument zur Optimierung der Versorgungsqualität sein, wenn Versorgungsdefizite eruiert werden konnten.
- Bei der Interpretation der Evaluationsergebnisse muss der Einfluss der Komplexität medizinischer Versorgung sowie der systematischen Optimierungs- und Umgehungsreaktionen berücksichtigt werden [1].
. - P4P stellt nur eine der Möglichkeiten der Optimierung der Qualität im Gesundheitswesen dar.
Wird angedacht bei der Implementierung von P4P-Programmen auf die Inhalte von bereits umgesetzten Programmen zurückzugreifen, so muss beachtet werden, dass eine Anpassung an die nationalen Erfordernisse und Umgebungsfaktoren unumgänglich ist. In diesem Zusammenhang müssen – basierend auf den Erfahrungswerten - Faktoren berücksichtigt werden, welche für eine erfolgreiche Implementierung vielversprechend sind. Explizit sei hier die mangelnde Transparenz der Versorgungsleistung im österreichischen Gesundheitssystem erwähnt, welche bei der Konzipierung von Qualitätsmessungsstrategien als erschwerender Faktor erachtet wird.
Zusammenfassend kann nun festgehalten werden, dass ein eindeutiger Beleg zur Wirksamkeit von P4P durch die Analyse der Studienergebnisse nicht gegeben ist. Dennoch kann P4P zu einer optimaleren Ressourcenallokation und Versorgungsqualität beitragen, wenn die Limitationen des Instruments bekannt sind und bei der Konzipierung der Programme Beachtung finden.
[1] Vgl. Kapitel 3.4