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Das erwarten die ÖsterreicherInnen von der Gesundheitsreform: Höhere Versorgungsqualität statt mehr Quantität


„Bevölkerungsstudie Gesundheitsreform“ von GfK Austria im Auftrag des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger


21. Juni 2013

Die Österreicher und Österreicherinnen sind mit den Leistungen ihres Gesundheitssystems und der Krankenversicherungsträger unverändert hoch zufrieden. Dies sind die Ergebnisse der im Auftrag des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger durch GfK Austria im Frühjahr durchgeführten Bevölkerungsstudie, in deren Rahmen 2000 Österreicher und Österreicherinnen Mitte April zum Gesundheitssystem generell und zu einzelnen aktuellen Themen rund um die laufende Gesundheitsreform befragt wurden.
Insgesamt 22 Prozent der Befragten gaben an, mit dem Gesundheitssystem sehr zufrieden zu sein, weitere 63 Prozent zeigten sich „eher zufrieden“. Eher und sehr unzufrieden waren lediglich 15 Prozent. Die höchste Zufriedenheit mit den Leistungen des Gesundheitssystems haben Personen über 70 Jahre und Gesunde.
Ambivalent geben sich die Österreicher und Österreicherinnen zu den Auswirkungen der laufenden Reform des heimischen Gesundheitswesens. Dies betrifft sowohl die Frage, ob die Reform eine höhere Qualität in der gesundheitlichen Versorgung bringen werde, als auch die Abschätzung der „persönlichen Folgen“. In beiden Fällen überwiegen die positiven Erwartungen – 56 zu 44 Prozent bei der Qualität und 54 zu 46 Prozent bei der Frage nach den möglichen persönlichen Auswirkungen. Die Antworten lassen keinen Schluss darüber zu, ob diese Ambivalenz das Ergebnis der üblichen Skepsis der Österreicher und Österreicherinnen vor Reformen ist oder ob sie das Ergebnis eines generell unzureichenden Wissenstandes über die Reforminhalte ist.

Überraschend hohe Zufriedenheit mit den Leistungen der Krankenversicherungsträger
Über die Leistungen der Krankenversicherungsträger wird in der Öffentlichkeit oftmals lautstark diskutiert. Das auf negative Art und Weise bestimmende Thema ist meistens, dass der Leistungsumfang zu gering wäre. Mit 82 Prozent denkt und erlebt dies eine große Mehrheit der Befragten allerdings anders: sie ist mit den Leistungen der sozialen Krankenversicherung sehr bis eher zufrieden. Für das Leistungsangebot der Kassen spricht zusätzlich, dass Personen bei denen ein regelmäßiger Arztbesuch notwendig ist sogar überdurchschnittlich zufrieden sind.

Hausarzt soll mehr Aufgaben des „Gesundheitsmanagements“ übernehmen
Der Hausarzt spielt in den Augen der befragten Personen bereits heute eine zentrale Rolle im Gesundheitssystem. 93 Prozent – also ein seit Jahren unverändert hoher Prozentsatz – geben an, einen Hausarzt oder Arzt ihres Vertrauens zu haben. Daher haben die Befragten auch klare Vorstellungen, woran es fehlt: 45 Prozent wollen mehr Zeit für Gespräche, 36 Prozent wollen dass ihr Haus-/Vertrauensarzt mehr Aufgaben im Bereich der Gesamtbetreuung übernimmt, wenn auch andere Ärzte in die Behandlung eingebunden sind.
Es folgen Wünsche im Bereich der Vorsorgeuntersuchung, der Gesundheitschecks und der Gesundheitsförderung sowie der medizinischen Begleitung bei chronischen Erkrankungen. Immerhin knapp jeder vierte Befragte wünscht sich längere Öffnungszeiten und 22 Prozent eine bessere Terminkoordination des behandelnden Arztes.
Gezielt gefragt nach mehr medizinischer Begleitung durch den Haus-/Vertrauensarzt wären 28 Prozent sehr, bzw. 36 Prozent eher dafür und nur 36 Prozent eher bzw. gar nicht dafür. Mit der Zahl der Überweisungen an den Facharzt hat die Bevölkerung offensichtlich kein Problem. Die Antworten, ob der Haus-/Vertrauensarzt mehr oder weniger Behandlungen durchführen sollte, halten sich weitgehend die Waage.

Bevölkerung sieht keinen Ärztemangel
Die Bevölkerung ist – ganz im Gegensatz zur Meinung der Ärztekammer – mehrheitlich der Ansicht, dass es eine ausreichende Zahl an niedergelassenen praktischen Ärzten gibt: 16 Prozent der Befragten antworteten mit „mehr als ausreichend“, 59 Prozent mit „ausreichend“. Nur ein Viertel meint, dass es zu wenige niedergelassene Praktiker gibt. Unterschiede in der Beurteilung gibt es allerdings zwischen städtischen und ländlichen Gebieten: am Land sehen 27 Prozent, in den Städten hingegen nur 19 Prozent einen Mangel an Praktikern.
Etwas anders wird die Lage im Bereich der Fachärzte von der Bevölkerung beurteilt: 52 Prozent haben in ihrer Umgebung eine ausreichende Anzahl von Fachärzten, 48 Prozent orten einen Mangel. Hier sind die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten aber noch viel gravierender als bei den praktischen Ärzten. In städtischen Gebieten finden 63 Prozent die Versorgung mit Fachärzten mehr als ausreichend, in ländlichen Gebieten sind das nur 47 Prozent.
Weitgehend zufrieden zeigt sich die Bevölkerung quer durch alle Gruppen von Befragten mit den Öffnungszeiten ihrer Ärzte: 20 Prozent sind sehr, 61 Prozent eher zufrieden. Probleme mit dem Angebot haben am ehesten junge Berufstätige und Personen mit schlechtem Gesundheitszustand.
Aus der Zufriedenheit lässt sich aber nicht der Schluss ziehen, dass die Bevölkerung mit den Öffnungszeiten der Arztordinationen wunschlos glücklich ist: Die Hälfte der Befragten wollen längere Öffnungszeiten unter der Woche, 32 Prozent sind auch für offene Ordinationen am Samstag und vor allem auch am Abend (48 Prozent). Verständnis scheinen die Österreicher für geschlossene Ordinationen am Sonntag zu haben, nur 8 Prozent sehen hier eine Notwendigkeit.
Während die Standesvertretung der Ärzte lange Wartezeiten mit zu wenigen Arztpraxen begründet, sieht die Bevölkerung dies aufgrund eigener Erfahrungen etwas anders. Denn 38 Prozent meinen, dass eine bessere Terminkoordination für kürzere Wartezeiten sorgen könnte. Demgegenüber sehen nur 32 Prozent die Problemlösung in einer größeren Anzahl von Ärzten. Die restlichen Befragten halten eine Kombination aus beiden Ansätzen für die sinnvollste Variante.

Gruppenpraxen sind ein Hit
Ein echter Hit sind bei den von GfK Austria befragten Personen die Gruppenpraxen: 59 Prozent beurteilen diese sehr positiv und 37 Prozent eher positiv. Nur 4 Prozent lehnen diese ab. Zwischen den einzelnen Gruppen von Befragten variiert lediglich die Intensität der Zustimmung. Folgerichtig wünscht sich auch eine überwältigende Mehrheit von 93 Prozent mehr Gruppenpraxen in ihrer Umgebung.

Präsentationsunterlagen „Gfk Umfrage: Gesundheitsreform“ (Powerpoint, 5 MB)



Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,4 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält keine medizinischen Daten, ermöglicht dem/der Arzt/ Ärztin aber die Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs.



Zuletzt aktualisiert am 11. März 2015